
How to: Invest like a Woman
Finanzielle Vorsorge – Gott, wie langweilig.
Das denkst du jetzt. Das weiß ich, weil es mir genauso ging.
Aufmerksam wurde ich auf das Thema, als ich einen Artikel über Ellevest, einer Onlineplattform für Investments speziell für Frauen, las. Ein bisschen Zocken ohne Minimuminvest, alles online und flexibel? Klingt verlockend.
Invest like a woman – hat was, der Slogan.
Alles nur Gender-Marketing ?
Warum speziell für Frauen? Wir benutzen dieselbe Währung wie unsere männlichen Kollegen, aber eben nicht in der gleichen Art und Weise und auch nicht in dem gleichen Umfang. Investments für Frauen haben daher einen anderen Anlageverlauf. Außerdem ist der Einstieg vergleichsweise gering. Hier ist das Ganze gut illustriert zu finden.
86% der Anlageberater sind Männer mit einem Durchschnittsalter von über 50 Jahren. Die „geschlechtsneutrale“ Investmentbranche orientiert sich daher standardmäßig an den Gehältern, Karrierewegen, Vorlieben und Lebensdauern der Männer.
Ellevest 2020
Ellevest – nur für US Bürger
Da Ellevest nur für Bürgerinnen und Bürger der USA nutzbar ist, habe ich mich auf dem Deutschen Markt umgesehen. Wichtig war mir eine unabhängige Beratung, für die ich auch selbst zahlen würde.
Einen nicht wirklich cleveren Bausparvertrag hatte ich mir mit Anfang zwanzig ja schon aufschwatzen lassen. Das muss man nicht wiederholen.
Es gibt einige unabhängige Beratungen, aber nur wenige, die von Frauen für Frauen sind. Ein über Google gefundener Artikel in der Zeit Online: „Investiere, wie eine Frau“ brachte mich auf die Spur von Das Finanzkontor in Berlin.
Und dann: Money, Money, Money!
Nein, eher viel Papier, ohne monetären Wert. Per Kontaktformular habe ich mich angemeldet für eine kostenlose Basisberatung. Die Antwort kam schnell mit einem Terminvorschlag und einer Liste an Unterlagen, die mitzubringen sind.
Bei mir waren es: Rentenbescheide (ich hatte kurz zuvor eine Kontenklärung durchführen lassen), Einnahmen- und Ausgabenrechnung, bisherige Versicherungen, sonstige Renten, Information zur Familiensituation, usw.

Meine Beratung
Schon im Wartebereich lagen Titel wie „Ein Mann ist keine Altersversicherung“ und „Reich für Einsteigerinnen“. Mehr, als ein Hauch Feminismus schwebt hier mit, geht es doch um die eigene Unabhängigkeit.
Die Beratung bei Frau Liese, der Teamleiterin Finanz- und Rentenplanung, war recht lang, informativ und doch auch etwas ernüchternd. Bevor es nämlich ans Zocken, äh Investieren geht, muss für die geeignete Vorsorge und Rücklagen gesorgt sein. Das klang auf der Webseite von Ellevest noch spaßiger, hat aber eben auch diesen essenziellen Part ausgelassen.
Ergebnis
Wir hatten eine Rentenlücke. Das war keine große Überraschung, hatten wir doch nie so richtig auf das Thema Rente geblickt. Zu meinem Glück haben wir vor den Kindern geheiratet. Wir waren genau genommen schon verheiratet, bevor wir ein richtiges Einkommen hatten und noch Studenten waren. So würde im Trennungsfall einfach alles geteilt, auch die Rente. Das war schonmal einfach. Da ich durch die Kinder ein wesentlich geringeres Einkommen hatte und auch noch habe (Stichwort: Karriere), würde das meine Rentenlücke etwas füllen.
Anders sieht es aus für unverheiratete Paare mit Kindern. Da meist die Mutter weniger oder gar nicht arbeitet, während der Vater das volle Einkommen ausschöpft, kommt es beim Rentenbeginn zu einem erheblichen Ungleichgewicht.
Man müsse nicht deshalb heiraten, versicherte mir Frau Liese, man sollte dieser veränderten Einkommenssituation aber bewusst begegnen. Mit zusätzlicher Rentenversicherung für die Frau oder eben den Elternteil, der für eine längere Zeit weniger verdient.
So kann man sich einen Schutz vor Altersarmut aufbauen, die nicht ohne Grund alleinerziehende Frauen besonders oft und heftig trifft.
Was machen wir jetzt?
Wir schließen als Erstes die Rentenlücke. Um zu wissen, wie viel man zu schließen hat, rechnet man aus, was man bei Renteneintritt erhält. Also alle Verträge zusammen. Bei uns ist das die gesetzliche Rentenversicherung, die Riesterrente bei mir, und verschiedene Betriebsrenten bei meinem Mann und mir, zuletzt die Metall-Rente. Jetzt schaut man, welche Summe man im Alter anstrebt und sucht ein passendes Vorsorgeprodukt. Schon allein bei diesem Part war ich für die Hilfe dankbar. Da ich zum Teil in Fonds investiere, möchte ich mein Geld nicht jedem x-beliebigen Zweck (Atomwaffen etc.) zuführen. Hier ist ein Lesetipp dazu.
Als Nächstes haben wir überlegt welche eigenen Investitionen in den nächsten Jahren anstehen. Bei uns sind das eine neue Heizanlage und eine Solaranlage. Ich ahnte schon, dass es bis zum Zocken, ich meine natürlich Investieren, noch dauert. She-wolf of Wallstreet adé.
Denn jetzt müssen jederzeit verfügbare Rücklagen gebildet werden. Man rechnet etwa drei Monatseinnahmen (netto) plus 1.000 Euro pro Kind. So kann man im Ernstfall schnell reagieren. Gut, weit davon entfernt waren wir ja davon schonmal nicht.
Nun aber: Invest like a woman couple
Mit dem, was wir jetzt noch ansparen, können wir investieren. Ich könnte an der Stelle auch ganz feministisch schreiben, ich investiere, wäre aber gelogen. Mein Mann und ich machen sowas gemeinsam. Das wird sich aber wohl noch etwas ziehen, aber dafür habe ich jetzt einen guten Plan und eine Beraterin, die ich um Rat fragen kann.
Allein das gute Gefühl danach war schon den Aufwand wert.
Und bevor die Frage aufkommt: Nein, dieser Beitrag ist nicht gekauft. Ich werbe weder für einen Anbieter für Finanzprodukte, noch für den Beratungsanbieter. Ich bin lediglich für ein bewusstes und mündiges Handeln mit dem eigenen Geld. Egal, ob Mann oder Frau, aber letzte müssen ihre Chancen deutlich mehr nutzen! Das können wir durch unabhängige Finanzberaterinnen unterstützen.
Mehr Infos zum Thema:

Bloggerin Natascha Wegelin thematisiert auf madamemoneypenny.de Finanzen für Frauen.

Die FinanzFachFrauen sind ein bundesweiter Zusammenschluss von Finanz- und Versicherungsexpertinnen.
Pressebereich und Buchtipps von das Finanzkontor.
Artikel „Sie haben halt zu wenig gearbeitet“ bei Zeit Online


